Jenseits des Krieges

Ruth Beckermann, AT 1996, 117 Min., OmeU

 

© Ruth Beckermann Filmproduktion

Vortrag: Walter Manoschek

Datum: 19.05.2022, 19.00 Uhr
Ort: Universitäts-Campus, Hörsaal C2 (Spitalgasse 2, 1090 Wien)

Als die Ausstellung Vernichtungskrieg. Verbrechen der Wehrmacht 1941 bis 1944 im Herbst 1995 in Wien eröffnete, war der Aufschrei groß. Erstmals wurden Fotos und Dokumentation der Kriegsverbrechen der Wehrmacht öffentlich ausgestellt. Unter den Anwesenden befinden sich auch Ruth Beckermann und Kameramann Peter Roehsler, die die kontroversen Reaktionen der Ausstellungsbesucher:innen, vorwiegend Zeitzeug:innen und ehemalige Wehrmachtsangehörige, festhalten. Vielsagendes Schweigen, befreiendes Redebedürfnis, selbstbestärkendes Skandieren der Meinung und Streitgespräche über sich widersprechende Erinnerungen und historische Fakten kulminieren vor laufender Kamera in einem Schmelztiegel der Geschichtsverhandlung und verbildlichen schlussendlich nicht nur die Entlarvung der Opferthese. Denn gerade in der filmischen Einfachheit der fesselnden Dokumentation der Besucher:innen verbirgt sich die Genialität des Films. Während das Gesagte zunehmend in den Hintergrund rutscht, tritt die Diskussion als solche, das öffentliche Reden und Streiten in den Vordergrund und ermöglicht die Dokumentation einer unausgesprochenen Form von Zusammenhalt: dem kollektiven Schweigen, Vergessen und Leugnen.

Die Veranstaltung wird durch einen Vortag des Politikwissenschaftlers Walter Manoschek begleitet, der damals an der Konzeption der sogenannten “Wehrmachtsausstellung” mitwirkte.